top of page

Empathie oder Verrat: Die verborgenen Kosten, andere an erste Stelle zu setzen

  • Autorenbild: Karin
    Karin
  • 25. Nov.
  • 5 Min. Lesezeit

ree


Empathie oder Verrat: Die verborgenen

Kosten, andere an erste Stelle zu setzen


Wir lernen früh, dass es tugendhaft ist, sich um andere zu kümmern. In vielen spirituellen und religiösen Traditionen wird uns beigebracht, dass Selbstlosigkeit der Weg zur Güte ist – dass es das Zeichen eines mitfühlenden Menschen ist, andere an erste Stelle zu setzen. Doch irgendwo in dieser gut gemeinten Lehre schlägt eine gefährliche Verwirrung Wurzeln: Wir beginnen zu glauben, dass uns selbst zu vernachlässigen dasselbe ist wie andere zu lieben.

Ist es nicht.

Diese falsche Moralvorstellung – dass Selbstaufopferung gleichbedeutend mit Tugend ist – wird tief in unser Gewissen eingepflanzt. Wir internalisieren die Botschaft, dass eigene Bedürfnisse zu haben irgendwie unrein, egoistisch oder spirituell minderwertig ist. Es entsteht ein verzerrtes moralisches Koordinatensystem, in dem wir uns nur dann als "gute Menschen" fühlen können, wenn wir uns selbst verleugnen. Doch diese Moral dient nicht dem Leben – sie dient der Kontrolle, der Anpassung, dem Verstummen unserer inneren Wahrheit.

Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse übergehen, um die eines anderen zu erfüllen, praktizieren wir keine wahre Empathie. Wir spielen sie oder benutzen sie als Ausrede, um uns nicht unseren tiefen inneren Gefühlen und Ängsten zu stellen. Unter dieser Aufführung, der Angst oder der Ausrede liegt oft eine alte Kindheitswunde – die schmerzende Erinnerung daran, nicht gesehen, nicht gehört, nicht wichtig genug gewesen zu sein. Als Kinder, wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt wurden, haben wir uns angepasst. Wir lernten, die Stimmung zu lesen, zu spüren, was andere wollten, zu werden, was immer uns sicher und verbunden hielt. Wir wurden zu Experten darin, durch Verschwinden dazuzugehören und stattdessen Überzeugungen von Schuld, Scham, gut oder schlecht zu formen.

Diese Überlebensstrategie folgt uns ins Erwachsenenalter, verkleidet als Tugend. Wir sagen uns, dass wir freundlich, großzügig, empathisch sind. Aber wenn wir ehrlich sind, bemerken wir vielleicht etwas anderes: Erschöpfung, Groll, eine wachsende Leere. Wir könnten erkennen, dass wir den Kontakt zu dem verloren haben, was wir tatsächlich wollen, was wir tatsächlich fühlen. Wir sind so geschickt darin geworden, uns auf andere und auf Moralvorstellungen einzustimmen, dass wir uns selbst nicht mehr hören können.

Hier ist die unbequeme Wahrheit: Echte Empathie erfordert zuerst die Verbindung zu uns selbst. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse aufgeben und vermeiden hinzuschauen, was wir fühlen, schaffen wir keine authentische Beziehung – wir schaffen eine Aufführung. Die andere Person begegnet nicht uns; sie begegnet unserer Strategie. Und wir sind nicht wirklich präsent bei ihnen; wir versuchen nur, unsere eigene Angst zu managen.

Sich um sich selbst zu kümmern ist nicht egoistisch. Es ist grundlegend, ebenso wie präsent zu sein mit dem, was in uns geschieht.

Es ist Zeit, uns von der falschen Moralvorstellung zu befreien, die uns weismachen will, dass Selbstverleugnung Heiligkeit ist. Wir können nicht aus einer leeren Tasse gießen, wie das Sprichwort sagt, aber es ist mehr als das. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse ehren, modellieren wir etwas Wesentliches: dass jeder Mensch, einschließlich uns selbst, Fürsorge verdient. Wir lehren andere, dass Beziehungen zwei Reihen von Bedürfnissen halten können, nicht nur eine. Wir stoppen das Muster der Selbstaufgabe, die als Liebe getarnt ist, und beginnen, authentische Beziehungen zu schaffen.

Die wirkliche Frage ist nicht, ob wir empathisch sein sollten. Es ist, ob unsere Empathie echt ist oder ein Verrat – an uns selbst und letztendlich an den authentischen Verbindungen, zu denen wir mit anderen fähig sein könnten. Wahres Mitgefühl erfordert nicht, dass wir verschwinden. Es lädt uns ein, aufzutauchen, ganz und echt, den Mut zu haben, verletzlich und gesehen zu sein und wahrhaftig zu sein.



Empathy or Betrayal: The Hidden Cost of Putting Others First

We learn early that caring for others is virtuous. In many spiritual and religious traditions, we're taught that selflessness is the path to goodness—that putting others first is the mark of a compassionate person. But somewhere in this well-intentioned teaching, a dangerous confusion takes root: we begin to believe that neglecting ourselves is the same as loving others.

It isn't.

This false moral concept—that self-sacrifice equals virtue—is planted deep within our conscience. We internalize the message that having our own needs is somehow impure, selfish, or spiritually inferior. A distorted moral coordinate system emerges, in which we can only feel like "good people" when we deny ourselves. But this morality doesn't serve life—it serves control, conformity, the silencing of our inner truth.

When we override our own needs to meet someone else's, we're not practicing true empathy. We're performing it or using it as an excuse not to face our deep inner feelings and fears. Beneath that performance, the Fear or the excuse often lies an old childhood wound—the aching memory of not being seen, not being heard, not mattering enough. As children, when our needs went unmet, we adapted. We learned to read the room, to sense what others wanted, to become whatever would keep us safe and connected. We became experts at belonging by disappearing and instead forming beliefs of guilt, shame, good or bad.

This survival strategy follows us into adulthood, disguised as virtue. We tell ourselves we're being kind, generous, empathic. But if we're honest, we might notice something else: exhaustion, resentment, a growing emptiness. We might realize we've lost touch with what we actually want, what we actually feel. We've become so skilled at tuning into others and into morals that we can no longer hear ourselves.

Here's the uncomfortable truth: genuine empathy requires connection to ourselves first. When we abandon our own needs and avoid looking at what we feel, we don't create authentic relationship—we create performance. The other person isn't meeting us; they're meeting our strategy. And we're not truly present with them; we're just trying to manage our own anxiety.

Taking care of ourselves isn't selfish. It's foundational as well as being present with what is happening inside of us.


It is time to free ourselves from the false moral concept that would have us believe that self-denial is sainthood. We cannot pour from an empty cup, as the saying goes, but it's more than that. When we honor our own needs, we model something essential: that every person, including us, deserves care. We teach others that relationships can hold two sets of needs, not just one. We stop the pattern of self-abandonment disguised as love and start creating authentic relationships.

The real question isn't whether we should be empathic. It's whether our empathy is genuine or a betrayal—of ourselves, and ultimately, of the authentic connections we could be capable of creating with others. True compassion doesn't require us to disappear. It invites us to show up, whole and real, to have the courage to be vulnerable, seen and to be true.





 
 
 

Kommentare


© 2023 Karin Franze

IMPRESSUM | DATENSCHUTZ

bottom of page