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  • AutorenbildKarin

Der unbeirrbare entschlossene Alltags-Yogi… Nr.2


Ein neuer Tag bricht an im Leben des unbeirrbaren entschlossenen Alltags-Yogis.

Selbst nachdem er von der ausgefeilschten Yogapraxis vom Vortag schon fast sowas wie Yogaroutine in sein Leben gebracht hat, fällt es ihm genauso schwer, wie am Tag zuvor, den Weg auf die Matte zu finden.

Tausend Dinge kommen ihm in den Sinn, die unbedingt jetzt und sofort erledigt werden wollen aber da er am Abend zuvor schon seine Yogamatte ausgerollt hat, kommt er nicht umhin, immer wieder darüber zu stolpern, um sich schließlich doch dort nieder zu lassen. Mit zerknirschtem Gesicht (und das kommt nicht von einer fehlenden kosmetischen Morgenanwendung!) sitzt er genauso ratlos da wie schon einmal. Das mit der Routine braucht wohl doch noch etwas Übung. Fast schon will er dem Drang nachgehen, das Bücherregal abzustauben (wenn man da so auf dem Boden sitzt, sieht man so viele Kleinigkeiten, die einem vorher nicht aufgefallen sind), was in der Tat eine gute Mission gewesen wäre, als die schon vertraute Stimme sich meldet:

“Alte Gewohnheiten zu durchbrechen braucht ‚ne Weile und die Anfangszeit ist immer die schwierigste Zeit. Nichtdestotrotz braucht jede Veränderung einen Anfang!”

Alte Gewohnheiten, hmmm, dem entschlossenen Yogi fällt so adhoc gar nichts ein, was er denn durchbrechen könnte…

außer... naja...vielleicht war da ja doch was...so seine ganz eingefahrene Routine, also das, was er seit Jahren tagtäglich wiederholt...hat sich eigentlich recht bequem angefühlt aber vielleicht geht es genau darum und vielleicht ist das auch der Grund, warum es so schwer ist, einen Anfang zu finden.

Nach diesem Geistesblitz wird es leichter, sich auf den Körper zu konzentrieren und überhaupt auch mal mit den Gedanken hier anzukommen.

Der unbeirrbare Alltagsyogi spürt die Pobacken, wie sie auf der Matte aufliegen...und spürt den Atem, der ihm hilft, das Becken noch ein wenig schwerer werden zu lassen.

Bevor sich unnütze Gedanken einmischen können, hört er, welches Geräusch sein Atem macht. Und da seine Ohren an diesem Morgen noch nicht so ganz wach sind, lässt er den Atem lauter werden. Er erinnert sich: der Atem, der dem Meeresrauschen gleich kommt. Er spürt das feine Kribbeln im Hals, wenn er ein- und ausatmet, wobei es beim Ausatmen entschieden leichter ist und mehr Spass macht. Dennoch: es tut gut, den Atem so zu spüren und so übt er diese Atmung in beide Richtungen. Hört sich fast ein wenig an, wie das Sauerstoffgerät eines Tauchers, denkt er. Hätte man auch die Sauerstoff-Flaschen-Atmung nennen können...hätte man ihn mal gefragt...

Nach einer Weile hält er inne und lauscht in den Raum...den Raum in seinem Zimmer und den Raum in seinem Körper...beides scheint stiller geworden zu sein. Das tut gut.

Das Om ist heute zumindest schon mal gedacht und dann geht’s auch schon los:

auf alle Viere und die Wirbelsäule bewegen...auch die steifen Ecken machen mit! Und wieder den Po heben und das Becken nach hinten drücken...lang werden...dem Atem im Körper Platz machen. Fast automatisch laufen die Füße zwischen die Hände und entspannt entschlossen, lässt sich der unbeirrbare Alltagsyogi von links nach rechts pendeln. Dann roll er auf und steht da…

schaut zum Fenster raus...ach wie interessant: was geschieht denn da? Er ist geneigt, seine Matte zu verlassen, als die Stimme in seinem Ohr klingelt:

“Die Bergposition schenkt dir Stabilität! Unverrückbar wie ein Berg und doch voller Leben, wie das Leben an einem Berg”

“Unverrückbar”...wiederholt der Alltagsyogi in Gedanken...dann bleibe ich mal lieber hier stehen. Und tatsächlich werden seine Füße schwerer – sogar so schwer, dass der Boden sie nach unten zu ziehen scheint... aber dann durchströmt eine warme Energie seine Beine hinauf bis ins Becken und in seinen Bauch. Die Wirbelsäule wird länger und die Arme möchten zur Decke, um noch mehr wachsen zu können. Wie ein Gummiband streckt sich der Körper des Alltags-Yogis in die Länge und trotzdem ist keine Anstrengung da. Ohne drüber nachzudenken (vielleicht machen sich nun doch die regelmäßigen besuchten Yogastunden bemerkbar) gleiten die Arme wieder über die Seite und nehmen den Oberkörper mit nach unten in Richtung zum Boden.

Ui, das zieht hinten in den Beinen... ein bisschen die Knie anbeugen tut gut aber das Ziehen irgendwie auch. Noch eine Weile experimentiert der Yogi mit dem Strecken und Beugen der Beine, bis er die Hände aufsetzt und mit den Füssen zurück schreitet. Der Po ragt hoch in die Luft und der Kopf hängt locker nach unten. Die Hände sind wie Fächer auf der Matte: weich und weit und helfen dem Rücken, nochmal ein Stückchen länger zu werden. Ach, wie tut es gut, soviel Kraft in den Händen und Armen zu spüren und soviel Länge im Rücken...damit kann man an diesem Tag bestimmt alle anfallenden Aufgaben gut anpacken und meistern. Und mit so langen Beinen kann man sicherlich gut dastehen...vor sich und den anderen. Entschlossen lässt der unbeirrbare Yogi seine Knie auf die Matte sinken, schiebt sich für ein paar Atemzüge in die Kindspose, um dann ganz senkrecht wieder aufzutauchen. Es fühlt sich gut an, was er da so geturnt hat: nicht nur in seinem Körper...auch für den Kopf war das gut. Und der Atem ist irgendwie auch anders…

Und jetzt fällt es ihm wieder ein: der Atem da gibt es doch noch das Schnaufen, das sich so wie die Dampflokomotive bei Jim Knopf anhört. Entschlossen legt er die Hände auf den Bauch...holt nochmal tief Luft und beginnt dann, seinen Bauch wie ein Blasebalg ein- und auszupumpen. Er zählt mit: 33, 34, 38 und 40...schhhhhhhhh: und alles raus...einen Moment warten und dann nochmal ein...wie ein prall gefüllter Luftballon fühlt sich der Alltags-Yogi...und dann schhhhhhhhh alles wieder aus. Im Kopf rauscht es ein wenig und ein bisschen schwindlig ist ihm aber er fühlt sich wach wie schon lange nicht mehr. Gleich noch mal: ein und aus und dabei die Bauchdecke kräftig rein...und wieder ein und wieder aus…. 34, 35, 39 und nochmal bei 40 angekommen...alle Gedanken, die noch beim Aufwachen da waren sind auf einmal weg. Alles ist rausgeatmet...und doch so viel Frisches, das reingekommen ist.

Die Yogis wussten was – wie gut, dass sich der unbeirrbare entschlossene Alltagsyogi nun auch zu der Kategorie der Profis zählen kann. Zwei Tage nacheinander so viel Routine trainiert...er ist ganz begeistert von sich und dem Yoga.

Er schließt noch einmal die Augen und spürt tief in seinem Herzen sehr viel Frieden... damit lässt sich der Tag bestimmt gut leben. Om Shanti!

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