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Der unbeirrbare Alltagsyogi Nr. 11

“Citta Vritti Nirodha”


“Hähh?” schreckt der gerade mal auf der Matte angekommene unbeirrbare Alltagsyogi hoch. Noch in Gedanken versunken konnte er klar und deutlich die schon bekannte Stimme aus dem Hintergrund hören. Und noch einmal wiederholte diese Stimme:

” Citta Vritti Nirodha”


“Menü Nr. 7 auf der Speisekarte vom Chinesen??” fragte der ungläubige Yogi verwirrt.


“Yoga ist ein Zustand, in dem die geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen”.


“Welcher Naseweis hat sich dass denn ausgedacht?” fragte der unbeirrbare Alltagsyogi.

“Das steht ziemlich am Anfang der Yoga Sutras von Patanjali, genau gesagt im Vers 2 des ersten Kapitels”


“Und wer ist dieser ehrenwerte Meister Dingenskirchens?” raunte etwas missmutig der von der Yogapraxis abgehaltene und von daher gar nicht so frohe Alltagsyogi.


“Das war ein grosser Yogaweise! Er lebte irgendwann in der Zeit von ca. 200 vor bis 200 nach Christi Geburt...ganz genau kann man das nicht sagen. Ihm hat es die Yogawelt zu verdanken, dass die Gesetzmässigkeiten des Yoga in eine strukturierte Schriftform gebracht wurden. Was bis dato nur durch mündliche Überlieferung weitergegeben wurde, konnte von nun an in einer klaren Schriftform gelehrt werden und nicht mehr so leicht verloren gehen.”


“Na, der Herr Yogaweise ist dann wahscheinlich nicht mehr so auf dem neuesten Stand. Iss ja schliesslich schon ein paar Tage her, dass er sein Skript in die PC Tastatur gehauen hat. Und überhaupt: ein Zustand, in dem die geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen...Das mag damals, als es noch nicht ganz so viele Menschen, Machinen und Lärm gegeben hat, leichter gewesen zu sein als heute. Das Wegzaubern der Gedanken habe ich auch schon entschieden geübt aber den Knopf, wie man die einfach auf “Aus” stellt, habe ich noch nicht gefunden!” entgegnete der etwas ungehaltene Alltagsyogi.


“Das Stillwerden ist sowohl Weg, als auch Ziel des Yoga und mehr denn je gültig. In der Stille zeigen sich innere Wirklichkeiten und sie öffnet im Geist eine Tür, durch die das, was wir suchen, hindurchschreiten und uns finden kann..” antwortete ruhig und klar die Stimme aus dem Hintergrund.

Der unbeirrbare Alltagsyogi geriet ins Grübeln. Er wiederholte:

“Stille ist ein Weg....dh. schon wieder Mühen und nicht gleich da sein, wo man sein möchte...” Er hatte geahnt, dass die Yogaweisheit nicht weniger anstrengend werden würde, als seine Sonnengrüsse. Bevor er weiter grübeln konnte, ergänzte die vertraute Stimme:

“Man fängt meistens damit an, sich auf etwas zu konzentrieren – z.B. Auf den Atem, ein Mantra oder ein Bild. Dann bemerkt man früher oder später ziemlich wahrscheinlich, welches innere Geschwätz fortlaufend da ist und unter Umständen sogar unser Verhalten steuert. Es ist wichtig, immer wieder zur Aussichtsplatform des inneren Beobachters zurück zu kehren um vielleicht irgendwann sehen zu können, wie sehr wir uns mit diesem Geschwätz identifizieren. Dann gilt es zu lernen, dass dieses unaufhörliche Geplappere nicht der Wirklichkeit entspricht. Wir sind nicht unsere Gedanken! Wenn wir das erkennen, können wir unsere automatischen Verhaltensmechanismen unterbrechen. Wir lösen uns sozusagen aus der Identifikation mit den unaufhörlichen Gedankenströmen.”


“Aha”, nickte wohlwissend der Alltagsyogi und antwortete: “Desinfektion...ach nein, ach nein, ich meine natürlich Desidentifikation von dem, was schlicht weg falsch ist (also doch so ähnlich wie Desinfektion!) und von dem wir meinen, dass es richtig ist. Ich glaube, mir dämmert was! Wäre vielleicht gut damit anzufangen zu hinterfragen, ob das, was ich meine, was die Wahrheit ist, dieser auch tatsächlich entspricht. Hört sich nach einem umfangreichen Projekt an! Aber da bekanntlich ja jede Reise mit einem ersten Schritt beginnt, fange ich doch glatt gleich mal damit an!” Der unbeirrbare Yogi ahnte jetzt schon, dass es tatsächlich sehr interessant werden könnte. Neugierig stellte sich der lernoffene Alltagsyogi auf die geistige Beobachtungsplatform, um von hier die Aus-und Fernsicht auf seine Gedanken zu bestaunen. Keine Unterhaltungsshow könnte besser sein!

So hat er nun noch eine weitere Struktur für seine Praxis, die ihm Klarheit in seine Sichtweise bringt und sein inneres Wachstum bereichert.

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