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  • AutorenbildKarin

Der unbeirrbare Alltagsyogi Nr. 10

Aktualisiert: 21. Apr. 2020

Diese Zeiten sind schon sehr verrückt, muss der entschlossene Alltagsyogi festellen. Die Normalität ist aufgehoben und alles muss immer wieder neu durchdacht werden. Auch seine Freizeitprogramme...das, was er üblicherweise so selbstverständlich genutzt hat, fällt weg. Klar, es gibt haufenweise Angebote im internet...beim öffnen seines Computers fallen ihm tagtäglich nicht nur Haufen, sonder ganze Berge und Fluten von Informationen und Angeboten entgegen, so dass er sich glattweg überfordert fühlt und sich danach sehnt, EINE klare Ansage zu haben. Er möchte den Wert all dieser Möglichkeiten nicht schmälern, aber auch nicht sein Bedürfnis, mit irgendwas direkt in Kontakt zu sein.Es kommt ihm in den Sinn, dass der Maurer sein Haus ja auch nicht online bauen kann und der Bäcker auch nicht seine Bretzel übers internet bäckt...Der unbeirrbare Alltagsyogi fragt sich, womit er in Kontakt sein möchte...naja, im Yogakurs war es immer ganz nett, mal mit den anderen Yogis noch einen Schwatz abzuhalten aber wenn er genauer drüber nachdenkt, so wird ihm bewusst, dass er in der Stunde ja doch eher den Blick auf seiner Matte hatte und gar nicht im Raum umhergeschaut hat (nur vielleicht ab und zu mal, um ein wenig nach links und rechts zu blinzeln, ob die anderen sich mit einer bestimmten Übung genauso schwer tun wie er selbst). Aber dass da vorn jemand stand, der klare Ansage gemacht hat, war ne feine Sache. Jetzt versucht er, mal besser und mal schlechter den inneren Lehrer aufzusuchen, um sich ne klare Ansage geben zu lassen...sich führen zu lassen, für das ersehnte Fallenlassen.Und das mit dem Blick auf seiner Matte bleiben ist in seinem Wohnzimmer auch nicht immer so einfach...auch wenn er allein ist, so kommt es ihm doch oft so vor, als wäre der Raum überfüllt...als hätten da alle seine inneren Plagegeister die Matte neben, hinter und vor ihm ausgerollt und ganz unverfroren ihren Raum in seinem Wohnzimmer eingenommen. Diese Gesellen sind anders drauf, als seine Mityogis im Kurs: die wissen nicht so viel von gepflegtem Benehmen...die lärmen rum und strören ihn dauernd und er weiss gar nicht, wie er sie erfolgreich dazu bringen kann, ein vorbildliches Yogisches Benehmen zu kultivieren. Da kommt er schnell in die mässig erfolgreiche Rolle des Oberaufsehers in der es mal ganz schön Ebbe ist mit Fallenlassen.Er überlegt: klare Ansagen haben...Blick bei sich lassen...sich nicht von dem äusseren Lärm beeindrucken lassen...sich an eine Struktur anlehnen können...Fallenlassen. Kann es sein, dass es genau das ist, was er vermisst? All das ist wohl gebraucht, um loslassen zu können in die eigentliche Arbeit...und damit auch in sich...Auf einmal wird ihm bewusst, wieviel innere Stärke es braucht, all das, was er sonst von aussen hatte, sich selbst zu geben...er denkt weiter...Das mit der inneren Stärke, tja...wäre sie da, dann würde er nicht so hadern...dann wäre es sicherlich viel viel leichter, zu entspannen. Bestimmt ist es so, dass man auf sich bauen kann und unabhängig ist von all dem Getue im Aussen, wenn man um seine eigene Kraft weiss.Vorsichtig tastet der nachdenkliche Alltagsyogi an seine nicht ganz Popeye starken Muskeln (um nicht zu sagen, dass er wohl bei weitem nicht genug Spinat gegessen hat, um diesen ebenbürtig zu sein) Dann tastet er mit seiner Aufmerksamkeit seine inneren Muskeln ab. Zum Glück leben die nicht von Spinat und so ist er doch recht erfreut festzustellen, dass er zumindest eine Ahnung davon hat, dass es so etwas wie innere Muskeln in ihm geben kann und dass diese wie so jeder ganz normale Muskel auch davon stärker werden, dass sie betätigt werden. Was könnte besser für das Training der inneren Muskeln sein, als die derzeitigen Herausforderungen? Also nun genug philosophiert – es ist Zeit für die Matte: über die Asanas die äusseren und inneren Muskeln aufzuwecken, damit diese ihn äusserlich und innerlich zuverlässig tragen können und er so grandios stark wird, dass er ganz einfach entspannen kann – er weiss ja dann, dass er ohne grosses Kämpfen allem gewachsen ist und ihm seine Stärke die stabile Struktur schenkt, in die er sich fallen lassen kann. Das ist doch mal ein gutes Ziel und eine Motivation mit wunderbaren Aussichten, dran zu bleiben.

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