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  • AutorenbildKarin

Die Kraft des Nervensystemes

"Wenn Dein Herz zu Dir spricht, mache Dir gute Notizen" (Judith Campbell)


Können wir auf unser Herz hören? Und vor allem danach handeln? Wie oft spricht unser Herz zu uns und dann tun wir doch etwas ganz anderes.

Nicht nur, weil der Kopf überzeugendere Argumente hat, sondern einfach weil es nicht anders zu gehen scheint. Wie oft möchten wir eine Veränderung einleiten und wenn die ersten Bemühungen verpufft sind, bleibt alles doch annährend beim Alten oder wir gehen notwendige Veränderungen erst gar nicht an oder das Leben überrascht uns mit einer unerwarteten Situation.

Warum ist das so?

Motivationstrainer, Coaches, Psychologen, Selbsthilfebücher-und Programme erfreuen sich großer Nachfrage, während sich die persönliche gewünschte Veränderung in Relation zu diesem Angebot oft nur begrenzt weiter entwickelt .

Manchmal komme ich mir vor, als würde ich vor einem großen Puzzle sitzen – dem Lebenspuzzle - und möchte die verschiedenen Teile zusammenbringen, damit ein sinniges Bild ensteht.

Auch wenn sich vieles meinem Verständnis entzieht, so habe ich doch einige Bausteine, die zusammenhanglos vor mit lagen, zusammen fügen können,

Für mich ist das, was der Körper zu sagen hat, schon immer sehr bedeutsam und aufschlußreich gewesen. Nun habe ich mich nochmals mehr und intensiv mit dem Nervensystem, neueren Forschungsergebnissen, Traumen und Veränderungen beschäftigt und in Verbindung gebracht mit dem, was die Yogis sagen.

Es gab viele Aha-Erlebnisse und Erstaunen.

Was ich beobachte ist, daß wir Menschen (mich eingeschlossen) mitunter sehr gut im Erkennen, Analysieren und Wahrnehmen sind. Aber meiner Meinung nach ist das nur die halbe Miete, denn wenn wir im Erkennen hängen bleiben, entsteht keine Veränderung.

Dann “wissen wir zwar Bescheid” aber dieses Wissen ist nun mal nur im Kopf und nicht ins Herz und ins Leben gebracht. Die Gefahr besteht, sich und andere “zu kennen”, zu durchschauen und zu bewerten und möglicherweise eine Projektion der eigenen Unzulänglichkeiten, Ängste oder Verletzungen als wenig konstruktive urteilende Kritiker agieren zu lassen. Vielleicht auch einfach nur die eigenen Erfahrungen als Lösung für alle bereitstellen zu wollen, was auch nicht hilft, denn das, was mir hilft, mag für andere noch lange nicht hilfreich sein.

Das am wenigsten hilfreiche Szenario ist, sich selbst zu verurteilen.

Selbst oder besonders in Bereichen, wo sich Menschen mit Bewusstseinsarbeit auseinander setzen, sind diese Phänomene zu beobachten. Wissen ist eben einfach eine Kopfangelegenheit und bedeutet noch lange nicht, daß dieses verkörpert und gelebt wird.

Mit Worten können wir unglaublich schöne Bilder malen – von uns und dem Leben.

Doch kennen wir uns und den anderen wirklich und können die Veränderungen in die Welt bringen, die wir sehen möchten?

Können wir mit schwierigen Situationen so umgehen, daß wir unabhängig von den Ereignissen mit dem Leben verbunden bleiben?

Es gibt den Spruch:” zeige mit Dein Nervensystem und ich sage Dir, wer Du bist”

Ich glaube, da ist sehr viel Wahres dran.

Auch wenn wir schon ein Leben lang mit uns verbracht haben und so manche Mucken kennen, heißt das noch lange nicht, daß wir uns kennen.

Was macht uns wirklich aus?

Welche unserer Handlungen und Denkweisen kommt wirklich von uns und welche sind einfach vom Nervensystem gesteuerte Reaktionen?

Was sind Kompensationsmuster und Vermeidungsstrategien?

Und was macht nun Veränderung tatsächlich möglich?

Geschieht sie durch Bemühen, durch Zufall, durch Glück? Oder wodurch?

Veränderung ist ein Prozeß und braucht seine Zeit. Sich etwas vorzunehmen reicht nicht aus. Auch kein “sechs-oder sieben Schritte Programm zum Glücklich Sein”.

Es braucht kontinuierliche, konkrete, kleine Schritte, um wirklich langfristig Veränderung und tiefen Frieden zu schaffen.

Es braucht ein feines und eingestimmtes Zuhören, was der Körper mitzuteilen hat.

Warum das so ist, liegt nicht am Glück oder Unglück oder der Fähigkeit oder Unfähigkeit unser Leben zu meistern, sondern daran, wie sich unser Nervensystem in frühester Kindheit geformt hat. Die einmal festgelegten neuronalen Verbindungen haben ein Leben lang Einfluß auf unser Denken, Fühlen und Handeln. Es läßt uns sozusagen handeln, denken und fühlen.

Es bildet die Grundlage unseres Seins im Leben und übernimmt die Führung. Unsere Einflußmöglichkeiten oder Handlungs Notwendigkeiten sind uns oft nicht bewusst. Erst dann, wenn sich zu viele Dysbalancen zeigen, wird klar, daß Veränderung gebraucht ist. Wie diese vonstatten gehen kann, bleibt unklar und endet leicht in einem Kampf um das Suchen von guten Lösungen und dem Ausprobieren von Strategien.

Das Nervensystem wird in Verbindung gebracht mit Streßerleben und Reaktionen auf Streß. Aber es arbeitet 24 Stunden 7 Tage lang, ob wir wach sind oder schlafen, es notiert ständig die feinsten Signale in unserem Körper und Umfeld um für unser System entsprechend passende Reaktionen hervor zurufen.

Die Auswirkungen auch kleinerer Situationen scheinen oft belanglos haben aber akkumuliert große Einflüsse auf das, was in unserem Körper-Geist-System und vor allem in unserem Leben geschieht. Interessant, daß das, was unser System als Streß oder Gefahr wahrnimmt, uns meist nicht bewusst ist.

Vielleicht ist es zeitweise möglich, Techniken anzuwenden, die uns um die gröbsten Dysbalancen drum herum zu schiffen. Aber für eine wirklich stabile Balance braucht es mehr.

Es geht viel darum, daß wir uns immer wieder in ein Gleichgewicht regulieren können.

Statt der Gewohnheit oder Prägung, das Ruder der Macht in die Hand zu geben haben wir die Möglichkeit und Chance, den Akt der Balance zu einer aktiven Handlung mit bewussten Entscheidungen werden zu lassen.

Das braucht Zeit, Geduld und vor allem die Verbindung zu uns selbst.

Unser Körper spricht ständig mit uns. Gibt uns Signale, Botschaften und Hinweise. Vertehen wir die Sprache des Körpers? Nehmen wir sie ernst? Oder erst dann, wenn es brennt?

Da sich ein Leben aus den vielen kleinen Momenten zusammensetzt, hat jeder Moment und jede Entscheidung einen Einfluß: auf unser eigenes Wohlsein und das Gemeinwohl.

In den Yogatexten wird von den “Gunas” gesprochen. Das sind natürliche Geistesqualitäten, die jeder Mensch hat und die wir brauchen. Sie drücken sich durch unser Nervensystem aus. Im Alltag reagieren wir mit ihnen: auf unsere eigenen geistigen Qualitäten, auf die unserer Mitmenschen und darauf, was wir im Moment wahrnehmen.

Es ist hilfreich, diese antreibenden Kräfte kennen und ausbalancieren zu lernen, wenn wir ein ausgeglichenes Leben in einem gesunden sozialen Kontext leben möchten.

Um in der yogischen Gelassenheit ruhen zu können, spielt es eine große Rolle, die Gunas in ihrem Negativzustand zu überwinden und das Nervensystem zu stabilisieren.

Das ist wohl auch ein Grund, warum ich immer wieder begeistert bin, wenn Menschen kontinuierlich zum Yoga kommen und ihre Yogapraxis auszüben.

Yoga ist neben aller Philosophie und den vielen Gesundheitsaspekten ein ganz praktischer Weg durch unsere Konditionierungen und die Herausforderungen im Leben.

Es gibt unendlich kostbare und ganz praktische Elemente, die wir auf unserem Lernfeld “Yogamatte” üben können.

Yoga ist für mein Verständnis ein nach Hause kommen zu uns selbst.



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